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Ella Bergmann Michel – Frühe Werke erweitern die städtische Kunstsammlung

Pressemitteilung zur Präsentation von Werken der Künstlerin Ella Bergmann-Michel am 14. Dezember 2023 in der Städtischen Galerie in der Reithalle

 Die Avantgarde-Künstlerin Ella Bergmann-Michel, die 1895 in Paderborn geboren wurde, ist eine wichtige Weggefährtin der Moderne. Ihre Kunst wird aktuell in verschiedenen Ausstellungen in Deutschland gewürdigt. Auch die Stadt Paderborn erweitert die Kunstsammlung um einige Frühwerke.

Drei Holzschnitte, die in ihrer Zeit an der Hochschule in Weimar entstanden sind, zeigen ihre dynamische künstlerische Entwicklung nach 1915. Diese wurden mit finanzieller Unterstützung des Freundeskreises Städtische Galerien Paderborn e. V. von der Pariser Galerie Eric Mouchet erworben.

Ella Bergmann-Michel begann 1915 ein Studium an der Großherzoglichen Sächsischen Hochschule für bildende Künste in Weimar, die 1919 zum Bauhaus wurde.

Für die Verbreitung und Popularität des Expressionismus nach dem Ersten Weltkrieg und in der Kultur der 1920er Jahre war maßgeblich der Holzschnitt verantwortlich. Er prägte das Bild des Expressionismus und wurde das expressionistische Ausdrucksmittel schlechthin. Seine besonderen Merkmale sind scharf geschnittene Schwarzweiß-Kunst, mit ihrer Zackigkeit, ihrer Neigung zur Deformation sowie ihrem Hang zum Unmittelbaren im Umgang mit den künstlerischen Mitteln. Den Holzschnitt im Expressionismus kennzeichnet eine große stilistische und thematische Vielfalt: Porträt, Akt, Natur, Tiere, Stadtleben, Dorf, Industrie, Varieté, Gesellschaftskritik, Wege zur Abstraktion.

Auch Ella Bergmann-Michel übte sich im Holzschnitt als eines der traditionellen Hochdruckverfahren. Bei dieser Technik werden mit verschiedenen Schnittwerkzeugen wie ein so war das so war ihr auch, was ich auf das bei mir sicher war, mal abgenommen, nur muss ja Hohleisen und Messern reliefartig Teile aus einer Holzplatte geschnitten. Anschließend wird auf die erhabenen Stellen Farbe aufgetragen. Diese werden auf ein Papier gedruckt, wodurch ein seitenverkehrter Abdruck entsteht. Verschiedene Maserungen und Härtegrade des Holzes führen zu unterschiedlichen Drucken und erlauben dabei eine gewisse experimentelle Freiheit. Ein früher Holzschnitt von Ella Bergmann-Michel aus dem Jahr 1915 zeigt zwei liegende Rinder. Diese Studie deutet die Beschäftigung mit den Stilmitteln des Expressionismus an, die Formen vereinfachen sich, die organisch geschwungenen Linien und der Schwarz-Weiß-Kontrast erinnern an den Jugendstil. Ihr Interesse an Technik, Konstruktion und Architektur wird im Holzschnitt „o.T. (Sägewerk) von 1916 deutlich, aber in dieser Übung ist sie noch ganz dem Gegenständlichen verpflichtet. Vollends angekommen in der Abstraktion ist sie 1919. Dieser Holzschnitt ist eine eigenständige, expressionistische Komposition. Formen und Linien wirken gegen- und miteinander, sie scheinen nahezu in einen Kampf verwickelt zu sein, das Gegenständliche hat sich verflüchtigt. „Das hochwertige Blatt weist Ella Bergmann-Michel als Künstlerin der avantgardistischen Moderne aus“, urteilt Dr. Andrea Brockmann, Leiterin der städtischen Museen, die das Werk der aus Paderborn stammenden Ella Bergmann-Michel stärker in das Bewusstsein der Stadtgesellschaft rücken möchte.

Seit 1978 befinden sich über 40 Werke der Künstlerin im Besitz der Stadt Paderborn. „Darunter sind kaum Werke aus ihrer Ausbildungszeit. Als nun diese Arbeiten aus dem Nachlass auf den Markt kamen, habe ich aus unserem Ankaufsetat das beeindruckende Blatt mit den abstrakten Formen aus dem Jahr 1919 erworben“, erklärt Brockmann. Damit wird die städtische Kunstsammlung um eine bedeutende Arbeit von Ella Bergmann-Michel erweitert. Außerdem hat der Freundeskreis Städtische Galerien Paderborn e.V. zwei Holzschnitte aus dem Nachlass gekauft. „Wir unterstützen gerne die Bemühungen von Dr. Brockmann, die Kunst von Ella Bergmann-Michel für Paderborn zu sammeln und in der Öffentlichkeit bekannter zu machen. Die Künstlerin ist eine wichtige Persönlichkeit der Stadt“, freut sich Werner Jülke, Vorsitzender des Freundeskreises über die Ankäufe. Der Verein wird die Arbeiten der städtischen Kunstsammlung als Dauerleihgabe überlassen.

Nach ihrer Ausbildung in Weimar lebte die Künstlerin mit ihrem Mann Robert Michel von 1920 bis zu ihrem Tod 1971 in der Nähe von Frankfurt. Aus ihrer Jugendzeit in Paderborn sind kaum Arbeiten erhalten, denn ihr Elternhaus in der Westernstraße wurde bei einem Bombenangriff im März 1945 zerstört. „Deshalb ist es ein besonderer Glücksfall, dass uns ein Ölbild von Ella Bergmann-Michel, das vor ihrem Studium in Weimar entstanden ist, geschenkt wurde. Es hat eine sehr bewegte Geschichte“, die Dr. Brockmann erzählt:

Das Jugendwerk von Ella Bergmann-Michel kam 1953 in den Besitz der Familie Lahrkamp in Sennelager. Martha Bergmann, die (Stief-)Mutter von Ella, war im März 1945 auf dem Bauernhof der Familie Lahrkamp gekommen, nachdem ihr Haus in der Westernstraße in Paderborn durch einen Bombenangriff zerstört worden war. Sie lebte bis 1953 auf dem Bauernhof in der Senne. Dann zog sie in ihr neu errichtetes Haus in der Westernstraße. Als Dank für die Zeit der Einquartierung schenkte sie der Familie Lahrkamp unter anderem das Bild ihrer Tochter. Ab 1961 studierte Monika Lahrkamp (*1941) in Münster. Ihre Eltern hatten die Pacht in der Senne wegen der militärischen Nutzung aufgeben müssen, sie zogen nach Frankreich und bewirtschafteten einen Hof in der Nähe von Orléans. Das Bild von Ella Bergmann ging in den Besitz von Dr. Monika Lahrkamp über. Am 11. November 2023 schenkte sie das Werk der städtischen Kunstsammlung Paderborn.

Bereits im kommenden Jahr werden die Holzschnitte von Ella Bergmann-Michel in einer Ausstellung zum Thema „Mit Hochdruck. Holzschnitte des Expressionismus begegnen der Gegenwart“ vom 11. Februar bis zum 5. Mai in der Städtischen Galerie in der Reithalle zu sehen sein.

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