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Besuch der documenta fifteen

Fahrt des Freundeskreis Städtische Galerien Paderborn zur documenta fifteen am 14.08.2022

.                                                                                              … Lassen sich die Ursachen für den heftigen Streit wegen Antisemitismen und die Auseinandersetzung um den Kunstcharakter der Exponate in der diesjährigen Documenta noch erkennen und nachvollziehen? Das war eine zentrale Frage im Freundeskreis, dessen Busfahrt nach Kassel wie in der Vergangenheit auch in diesem Jahr zum Jahresprogramm gehörte. Die Besonderheit der Ausstellung war bestimmt durch die Gestalter, die aus der südlichen Hälfte des Globus stammen und sich in Jakarta, der Hauptstadt Indonesiens, im Jahr 2013 zur Organisationsgruppe (ruangrupa) zusammenschlossen. Und gemeinsam mit Künstlergruppen (lumbung) wurde ab 2018 ein Konzept für Kassel entwickelt, das sich distanzierte von europäischen Agenden und einen völlig eigenständigen Entwurf produzierte.

Vorbereitung und Durchführung des Ausstellungsbesuchs lagen beim Beirat des Freundeskreises, Frau Renate Kastner, die im Vorfeld bereits einen einführenden Vortrag durch den Kunsthistoriker Dr. Pickartz in Schloß Neuhaus organisiert hatte. Die Schwerpunkte der Besichtigung in Kassel lagen im Stadtteil Bettenhausen, nämlich das Hübner-Areal und das Hallenbad Ost. Gerade in letzterem wurde in großformatigen Gemälden und Zeichnungen der gesellschaftliche Hintergrund der Intention deutlich, nämlich der Widerstand gegen die politisch bestimmenden Kräfte in Indonesien. Völlig anders ausgerichtet und großflächiger, in einem stillgelegten Großbetrieb angelegt, die Präsentationen im Hübner-Areal mit Kunstwerken aus China, Indien, Indonesien und Mali. Die bestellte sehr gute Führung gab in einem zweistündigen Rundgang mit drei kleineren Gruppen sowohl erläuternde Hinweise zu Einzelwerken als auch Erklärungen zu den gesellschaftlichen Hintergründen bei deren Entstehung.

In unmittelbarer Nachbarschaft zum Hübner-Areal liegt die von der Diözese aufgegebene Kunigundiskirche, die einer Künstlergruppe aus Haiti den Raum zur Präsentation von Skulpturen mit großer Nähe zur Voodooreligion bot. Diese ursprünglich aus Westafrika stammende Religion bestimmt die Nähe zur gegenständlichen menschlichen Darstellung im künstlerischen Ausdruck.

Nach dem Besuch der drei Einrichtungen fuhr die Gruppe ins Stadtzentrum und gab dort Gelegenheit individuell das Fridericianum oder Ausstellungen in der Documenta-Halle zu besuchen. Die Zeit wurde natürlich auch genutzt, um bei einer Tasse Kaffee oder Tee der eingangs gestellten Frage nach dem immer noch anhaltenden öffentlichen Streit über die Tolerierbarkeit antisemitischer Darstellungen und den Kunstanspruch der ausgestellten Werke nachzugehen. Einige Bilder, die vor allem Kritik auf sich gezogen hatten, sind zwar inzwischen entfernt. Aber es schien so, dass die Kenntnis der Ausrichtung der Ruangrupa und das Ergebnis von deren Zusammenarbeit mit Künstlergruppen von den für die documenta fifteen Verantwortlichen aufgenommen und respektiert worden war. Die Kritik scheint einem Kunstverständnis zu entsprechen, das im wesentlichen europäisch geprägt ist, und das relativiert werden muss bei der Auseinandersetzung mit Werken aus dem südlichen Teil und anderen Bereichen unseres Erdballs.

Text: Josef Hackfort

Impressionen von der documenta fifteen

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