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Kunst nach 1945

Paul Schallück, Ernst Hugo Käufer, Willi Baumeister, Hubert Berke, Peter Gallaus,K. O. Götz, HAP Grieshaber, Bernhard Heiliger, Georg Meistermann, Bernard Schultze, Fred Thieler, Hann Trier, Fritz Winter

29.9.19  – 5.1.20 | Städtische Galerie in der Reithalle

„Aus den Trümmern“ – ein Schlüsselwort jener Jahre – entstanden nach Ende des 2. Weltkrieges nicht nur das sogenannte „Wirtschaftswunder“ und eine zunehmend konsumorientierte Gesellschaft, sondern auch ein wiedererwachtes kulturelles Bewusstsein. Zwischen Neubeginn und Kontinuität entwickelte sich eine Kultur, die sich gegen alte Denk- und Verhaltensmuster und neben den primären Bedürfnissen des Alltags mühsam durchsetzen musste. Das Kriegsende 1945, diese oft und gern beschworene „Stunde Null“ der deutschen Geschichte, bedeutete an vielen Orten einen absoluten Neubeginn der Ausstellungs- und Sammlungstätigkeit. In diesem Geiste wurde 1947 die Künstlergruppe „junger westen“ im Ruhrgebiet gegründet. Im Zentrum der Gruppe standen die Maler Gustav Deppe, Thomas Grochowiak, Emil Schumacher, Heinrich Siepmann, Hans Werdehausen und der Bildhauer Ernst Hermanns. Die deutsche Kunst nach 1945 wurde im Widerstand und in der Unterdrückung vorformuliert. Viele Künstler jener Jahre orientierten sich an der Moderne der Vorkriegszeit, um daraus eine eigene undzeitgemäße Bildsprache zu entwickeln. So entstand in Deutschlandwieder ein eigener Beitrag zur „Weltsprache der abstrakten Kunst“. In deutlicher Nähe zur Philosophie des Existentialismus betonten gerade die jungen Künstler ihre von äußeren Zwängen befreite Subjektivität und damit den individuellen schöpferischen Akt. Durch das spontane, unmittelbare Agieren auf der Leinwand wurde der traditionelle Bildbegriff überwunden. Die Künstler komponierten nicht mehr auf ein vorher geplantes Ergebnis hin. Jedes Werk ließ so das „Unbekannte in der Kunst“ entdecken, ein Begriff, mit dem Willi Baumeister die moderne, „abstrakte“ Kunst gegen alle Angriffe verteidigte. Neben den „typischen“ Werken der Jahre zwischen 1945 bis 1960, die der Begriff „Deutsches Informel“ zu verklammern versucht, wurden auch andere Traditionen wiederentdeckt und neue begründet. So wurde auch die konkrete Malerei kontinuierlich, wenn auch weniger beachtet, weitergeführt, z.B. bei Heinrich Siepmann. Auch die Auseinandersetzung mit der sichtbaren Welt bricht keineswegs ab, sondern findet zum Beispieldurch Gustav Deppe oder durch die naturmythischen Holzschnitte von
HAP Grieshaber eine neue Formulierung. Mit der Gründung der Künstlergruppe „junger westen“ wurde in der Mitte des Landes Nordrhein-Westfalen ein Stück deutscher Nachkriegskunstgeschichte geschrieben. Die Werke, die man in jener Zeit schuf, haben trotz aller Unterschiede eines gemeinsam: Sie entstanden in dem Glauben an eine neue Freiheit des künstlerischen Ausdrucks durch das Wiederaufleben der Ideen der Moderne.

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