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Geheimnisvoll bewegt

Robert Michel, Friedrich Meckseper und Tina Tonagel

5.3.2023-9.7.2023 | Städtische Galerie in der Reithalle

Robert Michel
Die Collagen und Zeichnungen von Robert Michel aus den Jahren 1917 bis 1933
entwerfen in der Technikeuphorie des Futurismus chaotisch-technische Konstruktionen, die von kreisenden Dynamiken, Simultaneitäten und allgemein abstrakt- formreduzierten Darstellungen geprägt sind. Sein Interesse an Technik, das Fliegen und die Begeisterung über alle neuartigen Erfindungen erfasst er in einer exakt kalkulierten Formensprache, die den Eindruck von Bewegung vermittelt. Zusätzlich, und ebenso symptomatisch für die Werke von Robert Michel, werden einige Zahlen und organisch-tierische Elemente, zum Beispiel Vögel, Fische, eingefügt. Michel schafft durch die Gegenüberstellung eine Verbindung von Organik und Mechanik, von Natur und Technik. Diese Zusammenführung lässt ihn in die gedankliche Nähe zu dadaistischen Strömungen der Zeit treten. Seit Mitte der 1920er Jahre beschäftigt sich der Künstler vermehrt mit der Funktion der Sicherheitsschlösser der Marke Yale, deren besondere technische Konfiguration – dem Ineinandergreifen von verschiedenen Zahnrädern – er in seinen Zeichnungen und Collagen aufgreift. Auch die Bilderrahmen, von Michel selbst gefertigt, stellen einen weiteren Faktor in Bezug auf das gesamte Erscheinungsbild dar.

Friedrich Meckseper
Die Bilder und Radierungen von Friedrich Meckseper zeigen exakt gezeichnete Gegenstände, die augenscheinlich nichts miteinander zu tun haben: Zahnräder, Sprungfedern, Häuser, Zypressen oder auch Uhren, die eine geheimnisvolle Präsenz entfalten. Die minimalistische Anordnung der Gegenstände in seinen Stillleben wirkt unaufgeregt und surreal. Die Bewegung ist jedoch in seinen Werken assoziiert. Sein „Perpetuum Mobile“ ist ein utopischer Entwurf: Seit Jahrhunderten versuchen Erfinder*innen, eine Maschine zu bauen, die sich immerfort selbst, also ohne fremden Antrieb, bewegt. Nach den Gesetzen der Physik kann ein Perpetuum Mobile nicht funktionieren: Denn eine Maschine vermag Energie (etwa Treibstoff ) immer nur in eine andere Form (etwa Bewegung) zu überführen, niemals aber selbst zu erzeugen. Friedrich Meckseper entwirft in seinem Bild illusionistisch den Kreislauf einer Dauerbewegung. Die technische Faszination off enbart sich nicht nur in seinen künstlerischen Arbeiten, sondern darüber hinaus auch in der Konstruktion eines Dampfbootes 1972 und der wiederholten  Überquerung der Alpen mit einem Gasballon.

Tina Tonagel
Die kinetischen Objekte und Wandzeichnungen der Künstlerin Tina Tonagel werden zu einem realen Spiel von Starrheit und Bewegung, Naturgesetzen und menschlichem Kalkül. Sie kombiniert Klang und Bewegungselemente mittels Elektronik zu einer harmonischen und poetischen Einheit, die Überraschung, Ironie und Rhythmus enthält. Sie schaff t metaphorische Sinnbilder für Vergeblichkeit und setzt direkt auf der Wand Zeichenströme in Gang. Durch die ausgetüftelte  Programmierung von Mikroprozessoren werden Impulse ausgelöst, die Bewegungen steuern. Fächer klappen auf, Muffi nförmchen wandern über die Wand, selbstspielende Triangeln konzertieren. Selbstgebaute Klangerzeuger, die die Ästhetik der Technik und der elektromechanischen Konstruktionen mit dem musikalischen Experiment verbinden, spielen Kompositionen der Künstlerin: Metallspiralen werden mit selbstkonstruierten Klöppeln aus Lettern einer Buchdruckerei angeschlagen, Piezo-Mikrofone nehmen den Ton ab, Verstärker erweitern den Klang im Raum. Die Schönheit der Dinge, zum Beispiel bei Messinstrumenten oder Türklingeln, führt sie zu Arbeiten, in denen die Künstlerin nicht mehr genutzte Objekte in einen neuen Kontext einbaut und ihnen Aufmerksamkeit und Wertigkeit zurückgibt.

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